Yvonne Margarula, Mirarr country (Australien)

Anfang 1997 begann ein Kampf, der erfolgreich endete: Yvonne Margarula, „Senior Traditional Owner of the Mirrar-Gundhjeimi Aboriginal People“, bekam die Nachricht, dass der Pachtvertrag, der vom Northern Land Council im Namen ihre Volkes abgeschlossen wurde, vom australischen Bundesgerichtshof für ungültig erklärt wurde. Auf dem Gelände sollte das Uranabbaugelände Jabiluka entstehen. Sie beantragte, dass der Kakadu National Park von der UNESCO zum bedrohten Weltnaturerbe erklärt wird.

Zunächst hatte der Northern Land Council den Mirrar juristischen Beistand in diesem ungleichen Kampf verweigert, was Margarula und ihre Mitstreiter*innen nicht hinderte, ihre Sache durchzufechten: Mit spektakulären Aktionen und Demonstrationen vor der bereits bestehenden Ranger-Uranmine und an anderen Brennpunkten in Australien sorgten sie für Medienpräsenz.

„Alle denken nur daran, was heute oder nächstes Jahr passiert. Aber kein Wissenschaftler kann uns sicher sagen, was in hundert Jahren mit der Grube los ist, wenn alle weg sind und niemand mehr aufpasst … Keine der Verheißungen hat Bestand, aber die Probleme bleiben für immer.“
Yvonne Margarula, Senior Traditional Owner, Mirrar, 2003

Die Ranger Uranmine im Kakadu Nationalpark in Australien ist ein umstrittener Großbetrieb, der seit 1980 von Energy Resources of Australia Ltd, einer Tochterfirma des globalen Bergbauunternehmens Rio Tinto, betrieben wird. Diese Mine förderte jedes Jahr etwa 4.000 Tonnen Uranoxid, produziert jedoch gleichzeitig rund 1,5 Millionen Tonnen hochradioaktiven Abraum. Dieser gefährliche Abraum wird in offenen Sammelbecken gelagert und enthält immer noch über 80% der ursprünglichen Radioaktivität des Uranerzes.

Vertreter*innen ihrer Gemeinschaft reisten in die dichter besiedelten südlichen Landesteile und hielten Ansprachen über die Gesundheits- und Umweltfolgen des Uranabbaus. Sie erstellten Informationsmaterial über ihre Kampagne in englischer Sprache und in der Sprache der Aboriginals, betreuten Journalist*innen, besuchten die Aktionärsversammlungen des australischen Energieversorgungsunternehmens ERA, um der Atomlobby ihre verschiedenen Tarnhemden auszuziehen. Nach Deutschland ist Yvonne auch gereist, denn die Bundesrepublik nimmt 15 % des australischen Urans ab.

Gemeinsam mit anderen Nukleargegner*innen hatten die Mirrar die "Alliance Against Uranium" gegründet und informierten Vertreter*innen von Kirchen, Gewerkschaften und politischen Gruppierungen über ihre dramatischen Erfahrungen mit der Uran-Industrie. 1998 blockierten die Mirrar ihr heiliges Land für acht Monate, 550 Stammesmitglieder und andere Aktivist*innen wurden festgenommen. Der Kampf der Ureinwohner*innen wurde von den beiden größten australischen Umweltorganisationen, "Friends of the Earth" und "Australian Environmental Foundation", unterstützt. International war der Protest so groß, dass die UNESCO das Gebiet mit einer Delegation besuchte und feststellte, dass die Mine das Weltnaturerbe gefährden wird.

Yvonne Margarula war bereit, bis zum letzten zu kämpfen – ein Kampf nicht nur für eine nuklearfreie Zone im Norden Australiens, sondern auch für das Selbstbestimmungsrecht der Aborigines – und sie hat gewonnen. 2002 kündigte die Gesellschaft Rio Tinto an, dass die Mine nicht weiter entwickelt wird. Am 12. August 2003 wurde mit Sanierungsarbeiten begonnen; die Bergwerksgesellschaft verfrachtete 50.000 Tonnen unverarbeitetes Uranerz zurück unter die Erde und schüttete dabei den 1,5 km langen Grubenschacht zu.

Allerdings war die bereits bestehende benachbarte Ranger-Mine von dieser Entscheidung nicht betroffen und blieb bis 2021 in Betrieb. Die Mirrar verlangten eine komplette Renaturierung des Geländes.

Im Februar 2005 wurde eine Langzeitpflege- und Wartungsvereinbarung für das Jabiluka-Projekt unterzeichnet. Diese Vereinbarung gewährt den traditionellen Eigentümern des Landes, den Mirrar Gundhjeihmi Aboriginal People, ein Vetorecht in Bezug auf die künftige Entwicklung von Jabiluka.
Margarula’s Wirken hat nicht nur zur Bewahrung der Umwelt beigetragen, sondern auch zur Anerkennung der Rechte indigener Völker und ihrer Beteiligung an Entscheidungen, die ihr traditionelles Land betreffen. Yvonne Margarula wird als eine bedeutende Figur im Kampf für indigene Rechte und Umweltschutz in Australien und darüber hinaus anerkannt.

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