Mein Name ist Tommy Rock, Ph.D., und ich gehöre zum Stamm der Navajo im Südwesten der USA. Ich lebe im Monument Valley, Utah, im Südosten Utahs in der Nähe der Four Corners (wo die Bundesstaaten Colorado, New Mexico, Arizona und Utah aufeinandertreffen). Das Monument Valley liegt auch in der Navajo Nation. Das Monument Valley wurde durch John Wayne und John Ford berühmt, die es in ihren Westernfilmen wie „Der Teufelshauptmann“ und „Bis zum letzten Mann“, um nur einige zu nennen, zeigten. Dieser Ort hat einen wunderschönen roten Stein, der über der trockenen Wüstenlandschaft schwebt.
Das Aufwachsen mit meinen Großeltern
Meine Geschichte beginnt damit, dass ich bei meinen Großeltern aufwuchs. Während der Wintermonate haben wir im Copper Canyon gewohnt, welches im nordwestlichen Teil des Monument Valleys zu finden ist. Im Copper Canyon gibt es eine Quelle, die das ganze Jahr über fließt. Auch haben wir dort unser Vieh, unsere Rinder und Pferde. Das Gebiet ist von Redstone-Wänden umgeben, wie ein Korallenriff mit zwei Ausgängen. Das Gebiet ist auch sehr trocken mit Wüstensträuchern. Im Sommer gingen wir in unser Sommerlager außerhalb des Copper Canyon.
Wir wohnten in einer Holzhütte. Ich glaube, mein Großvater baute sie vor langer Zeit gebaut. Es kommt mir vor, als ob das Gebäude dort schon eine Ewigkeit stand, denn das ist alles, woran ich mich erinnere. Meine Großmutter war die Einzige, die ein Bett hatte. Mein Großvater und ich hatten ein Schafsfell auf dem wir schliefen. Jeden Morgen sagte mein Großvater, ich solle laufen gehen, und wenn ich nicht aufstand, goss er Wasser über mich. Er sagte, dass mich das stark machen würde.
Als ich älter wurde, erfuhr ich, dass mein Großvater ein Veteran des Zweiten Weltkrieges war. Mein Großvater war nicht besonders groß, vielleicht 1,70 m. Er war ein harter Arbeiter und plante die Dinge mit großer Geduld und Überlegung. Seit ich mich erinnern kann, hatte er immer dieses kleine Inhaliergerät dabei. Er hielt mitten in seiner Arbeit inne, als ob er nicht atmen könnte. Er benutzte den Inhalator und hustete eine Weile, um dann weiterzuarbeiten zu können, sobald er wieder zu Atem kam. Er hat nie Schmerzen oder Schwäche gezeigt. Als kleines Kind war er für mich wie Superman, und ich wusste nie, was das Inhaliergerät war oder warum er es benutzte.
Der Besuch in den Minen
Eines Tages gingen mein Großvater und ich zu einer ehemaligen Mine namens Moonlight Mine. In dieser stillgelegten Uranmine hatte mein Großvater einst gearbeitet. Ein großer Felsblock versperrte den Eingang der Moonlight Mine und es gab einen Schacht, der direkt in eine bodenlose Grube führte. Er starrte den Felsbrocken an, was mir wie eine Ewigkeit vorkam. Am Rand der offenen Grube lagen überall Abraum der Uranmine. Ich wusste nicht was das war, und da ich ein Kind war, spielte ich schließlich darin. Nach einer Weile drehte mein Großvater um. Wir fuhren los, und er sagte während der gesamten Rückfahrt kein einziges Wort. Normalerweise sang mein Großvater, aber dieses Mal nicht. Er wirkte weit weg, in seine eigenen Gedanken versunken.
Einer meiner Cousins und ich erkundeten in unseren Jugendjahren all diese verlassenen Uranminen. Wir erkundeten sogar einen Teil der Moonlight Mine, die einen tiefen vertikalen Schacht hatte, aber wir fanden nie heraus, wie tief er wirklich war. Wir warfen Steine oder alles, was wir in die Finger bekamen, in den vertikalen Schacht. Interessant fand ich jedoch den großen Felsbrocken, der den Eingang des Schachts an der Ostwand versperrte. Ich fragte mich, ob sich unter dem Felsbrocken etwas befand, wie etwa ein Teil der Minenausrüstung.
Die Geschichte über den Felsbrocken in der Moonlight Mine
Nach der High School ging ich an die Arizona State University in Tempe, Arizona, um meinen Bachelor-Abschluss zu machen. Als ich fertig war, kam ich zurück, um Zeit mit meinen Großeltern zu verbringen. Eines Morgens waren mein Großvater und ich in seinem Hogan (einem traditionellen Haus des Navajo-Stammes). Wir saßen an seinem Tisch, aßen Brunch und tranken Kaffee. Die Tür war offen, und wir genossen den Sommertag. Er begann damit, dass die Moonlight Mine die letzte Uranmine war, in der er gearbeitet hat. Er erzählte, dass er eines Tages mit einer Fuhre Uranerz aus dem Tunnel kam. Es waren ein paar Männer bei ihm, einige waren vor ihm. Er war der Zweitletzte. Der letzte Mann nahm ebenfalls eine Fuhre Uranerz mit hinaus. Er war ein Freund meines Großvaters. Mein Großvater zögerte einen Moment, über seinen Freund zu sprechen. Dann sagte mein Großvater, dass beim Verlassen der Mine ein großer Felsbrocken auf seinen Freund fiel. Er tötete ihn auf der Stelle. Mein Großvater konnte sich befreien, aber nicht seinen Freund, und der Fels wurde zur Grabstätte für seinen Freund.
Großvaters Uranexposition
Als ich meinen Masterstudiengang begann, bemerkte ich, dass sich das Asthma meines Großvaters verschlimmerte. Er musste immer häufiger in Krankenhäusern behandelt werden. Schließlich wurde er in ein Pflegeheim eingewiesen. Er sagte mir nie, dass er Krebs hatte. Ich wusste nur, dass er immer eine Sauerstoffflasche bei sich hatte. Mein Großvater, einst ein robuster, starker Mann, saß nun in einem Rollstuhl, an dessen Rücken Sauerstoff befestigt war. Ich besuchte ihn, wenn ich von der Uni zurückkam.
Eines Morgens um 5 Uhr fing meine Schwester an anzurufen, und sie war hartnäckig. Als ich schließlich den Hörer abnahm, sagte sie, dass unser Großvater nur noch ein paar Stunden zu leben hätte und ich sofort nach Hause kommen müsse, um die Beerdigung zu planen und zu helfen. Ich packte schnell meine Sachen zusammen, schickte eine E-Mail an meine Professoren, um ihnen mitzuteilen, was los war, und fuhr los. Ich fuhr so schnell ich konnte, um ihn zu erreichen, bevor er starb. Er starb, als ich auf halbem Weg nach Hause war. Meine Verwandten erzählten mir, dass er bis zum Schluss gekämpft hat. Sie sagten ihm, es sei in Ordnung zu gehen, und dass wir uns um unsere Großmutter kümmern würden. Schließlich ließ er los und verließ diese Welt. Der Krebs hat ihn von uns genommen. Er war ein Armeeveteran aus dem Zweiten Weltkrieg, ein ehemaliger Uranbergbauarbeiter und unser Großvater.
Wir haben meinen Großvater im Copper Canyon begraben, in der Nähe seines Vaters – meines Urgroßvaters. Er wollte in der Nähe seines Hauses und seines Viehs sein. Er fühlte sich im Copper Canyon zu Hause. Es hat lange gedauert, bis ich in den Copper Canyon zurückkehrte und seine Grabstätte besuchte. Schließlich wurde mir klar, wie wichtig es war, mich über die Uranexposition und ihre Auswirkungen auf meinen Stamm, die Navajo Nation, zu informieren.
Das Ausmaß des Problems erkennen
Während meines Master- und Promotionsstudiums befasste ich mich mit der Erforschung der Uranbelastung. Ich wollte mehr darüber wissen. Zunächst wollte ich meinen Verwandten helfen. Aber je mehr ich erfuhr, desto mehr wurde mir das Ausmaß des Problems bewusst. In der Navajo Nation gab es über 1.000 verlassene Uranminen innerhalb des Reservats. Die stillgelegten Uranminen waren von den 1940er bis zu den 1980er Jahren in Betrieb – und das alles während der Zeit des Kalten Krieges. Bei meinen Nachforschungen in anderen Navajo-Gemeinden, in denen früher Uran abgebaut wurde, stellte ich fest, dass sie alle eine ähnliche Geschichte hatten. Sie alle hatten Verwandte, die ehemalige Bergleute waren oder in der Nähe einer stillgelegten Uranmine lebten und an Krebs starben.
Die Karte der Navajo Nation zeigt die Standorte der stillgelegten Uranminen. Die Karte zeigt auch die Verunreinigung des Wassers. Die Navajo Nation verfügt nicht über eine öffentliche Wasserinfrastruktur, um ihre Stammesmitglieder mit Wasser zu versorgen. Daher sind viele der ländlichen, isolierten Gemeindemitglieder auf unregulierte/nicht regulierte Wasserquellen angewiesen.
Die Karte veranschaulicht die stillgelegten Uranminen in der Navajo Nation. Darüber hinaus zeigt die Karte die kontaminierten, nicht regulierten Brunnen. -Tommy Rock
Mir ist bewusst, dass das Problem über die Grenzen der Navajo Nation hinausgeht. Andere Stämme wie die Havasupai- und die Sioux-Nation sind mit demselben Problem konfrontiert. Beide Stämme sind weit voneinander entfernt, aber sie sind mit denselben Problemen konfrontiert wie die Navajo Nation. Ich höre, wie Menschen darüber, dass sie Uran ausgesetzt waren und die Belastung mit Uran und die Auswirkungen auf ihre Gemeinden sprechen.
Was kann getan werden?
Die Menschen können helfen, indem sie meine Geschichte verbreiten. Es gibt viele ähnliche Geschichten wie meine, wenn es um den Uranabbau geht. Man hat uns nicht gesagt, welchen Schaden er uns zufügen würde. Die Uranverseuchung befindet sich in unserem Wasser und in unserer Umwelt, und wir warten darauf zu sehen, wie sich die Uranbelastung auf die nächste Generation auswirkt.
Tommy Rock, Ph.D., 22. Juli 2019
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von Outrider. Originaltext in Englisch auf outrider.org/nuclear-weapons/articles/uranium-mining-and-my-familys-story
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