Am 11. März 2011 ereignete sich vor der ostjapanischen Küste ein Erdbeben der Stärke 9,0 auf der Richterskala. Das Atomkraftwerk Fukushima Dai-ichi wurde durch das Beben schwer beschädigt; vor allem kam es zum Ausfall der Kühlsysteme. Der vom Beben ausgelöste Tsunami verwüstete die Region rund um das Kraftwerk zusätzlich, was die Situation unüberschaubar werden ließ.
Ohne funktionierende Kühlung kam es zu Kernschmelzen aller Brennstäbe in Reaktor 1, sowie 57 % der Brennstäbe in Reaktor 2 und 63 % der Brennstäbe in Reaktor 3. Mehrere Explosionen, sowie ein Brand im Abkühlbecken von Reaktor 4 folgten. Die Mitarbeiter des Betreiberunternehmens TEPCO ließen in verzweifelten Rettungsversuchen radioaktiven Dampf aus den Reaktorkernen ab und pumpten kühlendes Meerwasser hinein. Diese Maßnahmen konnten zwar große Explosionen wie in Tschernobyl verhindern, hatten aber zur Folge, dass es zur massiven Freisetzung von Radioaktivität durch Verdunstung und zur Kontamination von Grund- und Meereswasser kam.
Die Feuer, Explosionen und Emissionen führten zur Bildung von mehreren radioaktiven Wolken, die strahlenden Niederschlag in alle Himmelsrichtungen verbreiteten. Rund 79 % des gesamten „Fallouts“ gingen über dem Pazifik nieder, die übrige Menge verteilte sich über das japanische Festland einschließlich des Großraums Tokio.
Die schwerwiegendste Kontamination ereignete sich am 15. März, als größere Mengen Radioaktivität nach Nordwesten geblasen wurden, in Richtung der Dörfer Iitate und Namie, die heute die am schlimmsten verstrahlten Ortschaften darstellen. Insgesamt wurden durch den Super-GAU 200.000 Menschen gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Betroffene Ortschaften außerhalb der ursprünglich definierten Evakuierungszone, wie Iitate oder Namie, wurden dagegen erst mehrere Wochen später evakuiert und einige Menschen sogar von Orten niedriger Kontamination in stark verseuchte Orte geschickt. Auch wurde wider besseres Wissen die prophylaktische Verabreichung von Jodtabletten von der Regierung nicht veranlasst – wohl um eine Panik in der Bevölkerung zu verhindern.
Am 12. April 2011 wurde der Super-GAU von Fukushima auf der höchsten Stufe der „International Nuclear Event Scale“ (INES) eingeordnet – nach Tschernobyl die zweite Atomkatastrophe, die diese Stufe erreicht hat.
Mehr zum Fukushima-Desaster auf der Seite „Hibakusha weltweit“
zurück